Lust-Zugänge: Wie kann ich meine Lust beeinflussen? Teil 2

Im ersten Teil meines Blogbeitrags zum Thema Lust-Zugänge ging es um die Frage, warum unterschiedlich hohes sexuelles Begehren in einer Beziehung völlig normal ist und welche Arten in die Lust zu kommen – ich habe es Sprungbretterin die Lust genannt – es geben kann. Dabei fällt immer wieder auf, dass für viele Menschen bestimmte emotionale Grundstimmungen wie starke Nähe zum/zur Partner*in oder Aufregung „der Weg“ sind, um Lust auf Sex zu bekommen.

Diese Fähigkeit darf man sich auch unbedingt beibehalten. Merkt man aber: ich würde gerne auch ohne diese Aufladung einen Zugang zu meiner Lust finden, dann führt der Weg auch ganz direkt über das, was wir ein Leben lang bei uns haben: unseren Körper.

Und um den soll es hier und jetzt gehen. Denn ganz allgemein kann man sagen: Menschen, die ihren Körper gut spüren und ihn auch ein Stück weit regulieren und beeinflussen können, haben einfach noch mehr Möglichkeiten, die Lust auf Sex zu starten und zu steigern.

Was sind also diese „Körper-Tools“, von denen ich schon im letzten Beitrag gesprochen habe?

Unsere Körper-Tools

Körperspannung, Atmung, Bewegung, und Rhythmus. Klingt erst mal abstrakt und nach Komponenten, die vielleicht beim Tanzen wichtig sind. Das ist übrigens gar kein schlechter Vergleich: Stellt euch mal vor, ihr versucht durchs Zimmer zu tanzen und dabei euren ganzen Körper permanent anzuspannen. Das wird wahrscheinlich ein ziemlich steifer Tanz, alles fühlt sich gepresst an, die Atmung wird flach und so richtig gut bewegen könnt ihr euch auch nicht. Vergesst nicht, auch einen ganz angespannten, verkniffenen Gesichtsausdruck dabei zu machen. Wie fühlt sich das an und welche Gedanken kommen dabei in euren Kopf? Wenn ihr jetzt noch eine/n Tanzpartner*in hättet – könntet ihr so richtig zusammen tanzen?

Und jetzt das komplette Gegenteil: Wie fühlt es sich an, komplett ohne Körperspannung zu tanzen? Alles hängt herunter, die Augen und das Gesicht auf Halbmast, starke Impulse im Rhythmus der Musik sind nicht möglich. Vielleicht kommt ihr in einen Trance-artigen Zustand – kann man so gut in Kontakt treten?

Was ich damit verdeutlichen will: Jeder Einsatz meiner Körper-Tools – in diesem Fall die Körperspannung – ist unmittelbar damit verknüpft, was ich fühle und wie ich mit meinem Gegenüber in Kontakt treten kann. Und da alle vier miteinander verbunden sind, kann ich beliebig bei einem ansetzen, um etwas in meinem Erleben und Spüren zu ändern.

Unterschiede wahrnehmen lernen

Als erstes gilt es, Unterschiede überhaupt wahrnehmen zu lernen: Ja, das ist wirklich Lernsache und kann egal in welchem Alter angegangen werden.  Beobachte dich doch mal bei der Selbstbefriedigung: Wo bist du ganz locker, wo spannst du an? Und ändert sich das, z.B. wenn es Richtung Orgasmus geht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Anspannung und Erregung?

Im zweiten Schritt kannst du probieren, ein bisschen mit dieser An- und Entspannung zu spielen. Merkst du z.B. dass dein Körper jetzt immer steifer und unbeweglicher wird, dann löse etwas Anspannung in dem du tief und langsam in den Bauch und den ganzen Körper atmest. Oder anfängst, dein Becken zu bewegen – wenn wir in unserer Körpermitte beweglich sind, können wir dabei nicht alles anspannen. Achte auch darauf, was diese kleinen Änderungen mit deiner Lust machen. Es kann gut sein, dass das erstmal ganz ungewohnte, neue Dinge für deinen Körper sind – und er darauf nach dem Motto „Kenne ich nicht – ist nicht geil“ reagiert. Total normal. Dann gehe einfach wieder zu dem zurück, was du vorher gemacht hast und geil war. Wichtig ist:  Am besten kleine und kurze Veränderungen in den Sex mit sich selbst oder zu zweit einschleusen und so langsam und längerfristig etwas dazulernen.

Und wie gehts weiter?

Das ist nur EIN Beispiel, über welches Körper-Tool du beginnen könntest, noch mehr im direkten Austausch mit deinem Körper zu einem Lust- und Erregungsgefühl zu kommen – zusätzlich zu all den Strategien, die du vielleicht schon hast. Und wenn das „Neue“ irgendwann richtig sitzt und wie von alleine läuft, wird es dir viel einfacher fallen, mit deiner Lust zu spielen, sie kommen zu lassen und zu steigern. Letztendlich auch wie beim Tanzen: Am Anfang übt man die Schritte (ja, von alleine geht es leider nicht) und muss die ganze Zeit mitdenken, irgendwann aber hört man nur noch die Musik und bewegt sich dazu. Alleine, zu zweit, oder in einer Gruppe.

Dieser Text ist auf ohmyfantasy.com erschienen